Wir modellieren mögliche Verläufe einer durch die SARS-CoV-2 “variant of concern” (VOC) B.1.1.529 (“Omikron”) verursachten Infektionswelle in Deutschland unter Berücksichtigung verschiedener Parameterschätzungen, kalibriert am Wachstumsverhalten von Omikronfällen und Fällen der im Dezember noch vorherrschenden VOC B.1.617.2 (“Delta”). Trotz weiterhin anzunehmender hoher Wirksamkeit der Impfstoffe gegen schwere Verläufe führt eine verminderte Wirksamkeit gegen Infektion zu höheren Wachstumsraten mit großen Ausbrüchen und daher zu einer potentiell hohen Belastung des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur. Im Modell ist mit einer Maximalinzidenz in der Größenordnung von ca. 300000 gemeldeten Fällen pro Tag zu rechnen (Median),jedoch mit einer breiten Streuung (50% PI in 1000: [181,454], 95% PI in 1000:[55,804]). Hierbei handelt es sich um einen Szenarienmedian. Die Modellausbruchshöhe ist sensitiv gegenüber Variationen in der angenommenen Generationszeit und sinkt mit kürzerer Generationszeit. Bereits geringe Kontaktreduktionen können zur Entlastung beitragen. Frühe, strikte, und kurze Kontaktreduktionen führten hingegen zu einem starken “Rebound”-Effekt mit vergleichsweise hohen Inzidenzen nach dem Ende der entsprechenden Reduktionen. Basierend auf unseren Ergebnissen schätzen wir, dass das relative Risiko (RR) der Intensivpflichtigkeit einer Infektion mit Omikron ggü. einer Infektion mit Delta Werte einer Größenordnung von RR=10%–20% annehmen muss,um eine erneute Extrembelastung der Intensivstationen zuverhindern. Eine hypothetisch höhere Zahl von Erstimmunisierten (in unserem Beispiel 15 Mio. zusätzliche Erstimmunisierungen) würde das Risiko maximal belasteter Intensivstationen wiederum stark verringern.